„München hat eine vielfältige Blockchain-Community“
Florian Matthes ist erster Vorsitzender des Blockchain Bayern e.V. Im Kurz-Interview schaut er zurück auf den NFT-MAI und gibt eine Einschätzung auf aktuelle Blockchain-Entwicklungen.
Was hast Du in diesem Jahr noch einmal neu gelernt über die Blockchain?
Wir haben gesehen, dass Blockchain inzwischen zwar noch nicht ganz in der Breite, aber doch bei ganz neuen Nutzergruppen angekommen ist, z. B. bei Künstler:innen, Sammler:innen, Galerien oder im Mode-Design. Konkret sind etwa Twitter-Avatare basierend auf NFTs ein erstes Beispiel für digitale Umgebungen, in denen Sammler ihre Collectibles prominent und mit geringem Aufwand einem breiten Publikum präsentieren können – ein Stück weiter Richtung Metaverse.
Was war Dein persönliches Highlight für den Blockchain Bayern e.V.?
Wir hatten endlich wieder viele Events in der „realen“ Welt, bei denen sich die Teilnehmenden etwas intensiver einbringen und vernetzen als bei den Online-Events. Aber auch die virtuellen Veranstaltungen und Diskussionsrunden, wie z.B. unser regelmäßiger Digital-Stammtisch „Donnersblock“ brachten uns viele wertvolle Impulse und eine breite Aufmerksamkeit auch über München hinaus.
Du hast den NFT-MAI maßgeblich als Vertreter für den Blockchain Bayern e.V. mitinitiiert. Welche Motivation gab es dafür?
Bei der Planung eines informellen Roundtable im April mit dem Digitalministerium haben wir als Verein immer mehr Personen in München und Bayern getroffen, die NFT-Projekte und Events planen. Deshalb haben wir uns entschieden, für diese Veranstaltungen und Initiativen eine gemeinsame Plattform zu schaffen. Durch ein „Proof of Attendance Token“ konnten die Teilnehmenden dabei beispielsweise spielerisch erste Erfahrungen mit NFTs sammeln. (Link https://www.blockchain-bayern.de/project/besuchermagnet-nft-mai)
Wie siehst Du die Blockchain-Community in München heute?
Wir haben in Bayern und München eine große Vielfalt an Akteur:innen, die verschiedenartige Anwendungen von Blockchains jenseits reiner Finanzprodukte entwickeln und anbieten – etwa in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Energie, Kunst oder Versicherungen, aber auch in der öffentlichen Verwaltung. Gleichzeitig funktioniert auch der Austausch mit anderen deutschen Communities und international durch Gastvorträge und die gegenseitige Teilnahme an Veranstaltungen immer besser.
Judith Gerlach, die bayerische Digitalministerin ist Schirmherrin des Blockchain Bayern e.V. Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit dem Digitalministerium für den Verein?
Durch das sehr gute Zusammenwirken mit dem Digitalministerium erreichen wir eine höhere Sichtbarkeit und erhalten aktive und unkomplizierte Unterstützung bei größeren Ideen, wie etwa den NFT-MAI. Wir freuen uns auf viele weitere gemeinsame Projekte, um das Thema Blockchain in Bayern voranzubringen.
Und mit München ist gleich eine ganze Stadt Mitglied im Verein?
Ja genau, über das Referat für Arbeit und Wirtschaft ist die Landeshauptstadt München seit 2021 Mitglied im Blockchain Bayern e.V. Auch hier erhalten wir viel Unterstützung, etwa durch den Zugang zum Munich Urban Colab.
Zum Schluss noch die Bitte um eine Expertenmeinung – wie schätzt Du die Entwicklung von Krypto-Währungen ein?
Ich bin ja inzwischen so alt, dass ich mit zwei meiner Unternehmen bereits die DotCom- Bubble des Internet erlebt und überlebt habe. Diese Krise haben vorrangig die Unternehmen und Geschäftsmodelle überlebt, die langfristig einen echten Wert für ihre Kundschaft bieten. So sehe ich das auch in puncto Kryptowährungen.
Florian Matthes ist seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Software Engineering Betrieblicher Informationssysteme an der Technischen Universität München. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind Service-Plattformen und Ökosysteme, Blockchain-basiertes Systems Engineering, semantische Analyse von Rechtstexten und datenschutzkonformes Datenmanagement.
Er ist Mitgründer der CoreMedia AG, der infoAsset AG, der Tr8cy Ltd, der 20six AG und des Blockchain Bayern e.V., wissenschaftlicher Beirat von Noumena Digital, Mitglied des Beirats der Ernst Denert-Stiftung für Software Engineering sowie Initiator und Organisator internationaler Konferenzen und Workshops im Bereich Software und Enterprise Engineering.